Auf dieses Wochenende fiebert die Katholische Landjugend Waldthurn seit Monaten hin. Sie feiert auf der Lennesriether Steffelbauern-Wiese vom 24. bis 26. Mai ihren 100. Geburtstag.
Alleine 198 Mitglieder zählt die KLJB derzeit, eine enorme Zahl, zusammengesetzt aus aktiven Mitgliedern und einen kleinen Teil an Fördermitgliedern. Die Jugendlichen mischen mit beim Leben auf dem Land, hier rührt sich was. Die KLJB ist gerade in der Pfarrei St. Sebastian für junge Menschen auch in der heutigen Zeit attraktiv, bedeutet Gruppenzugehörigkeit und Freundschaft.
Im Vorfeld des Jubiläums blicken die Jugendlichen auf ihre Anfänge zurück. 1919 in den Wirren der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg gründete sich der Katholische Burschenverein Lennesrieth. Bereits einige Jahre später, während der Nazizeit, wurde der Burschenverein, ebenso wie viele weitere Vereine, verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen sich am 18. April 1947 insgesamt 36 junge Männer, das entsprach zum damaligen Zeitpunkt 80 Prozent aller in den damaligen Gemeinden Lennesrieth und Spielberg lebenden Burschen, zusammen und der Verein wurde wieder gegründet.
Als zwei Jahre später die KLJB Bayern ins Leben gerufen wurde, begab sich der Katholischen Burschenverein Lennesrieth unter dessen Dach, agierte aber weiterhin als Burschenverein und nicht als Landjugend. Die in den 1950er und 60er Jahren ebenfalls sehr aktive katholische Frauenjugendgemeinschaft (KFG), die auch als „Mädchengruppe“ des Burschenvereins bezeichnet wurde, war eine Art weibliches Gegenstück zum Burschenverein. Mitglieder waren junge Frauen und Mädchen sowohl aus den Gemeinden Lennesrieth und Spielberg als auch aus Waldthurn.
Die Mädchengruppe agierte unabhängig vom Burschenverein und war selbstständig organisiert. An vielen Festivitäten nahm man auch mit dem Burschenverein teil. 1970 wurde die Mädchengruppe schließlich dem Burschenverein angegliedert und in Katholische Landjugendbewegung umbenannt.
Die aktuelle Führungsriege ist genau wie ihre Vorgänger von Unternehmungsgeist und Führungsstärke geprägt. An der Seite der Vorsitzenden Hannah-Sophia Hornstein (Waldthurn/Wildenreuth) steht als Stellvertreterin die Albersrietherin Laura Anzer. Die männliche Doppelspitze der Landjugend, Julian Steiner und sein Stellvertreter Lukas Ertl, kommt aus dem Ort, in dem das 100-jährige Jubiläum gefeiert wird, aus Lennesrieth.
Der Grundstein für eine lange Theatertradition der KLJB wurde bereits zu Zeiten des Burschenvereins gelegt. Vor 70 Jahren wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins ein Theater aufgeführt. Das ausgewählte Stück „Das Hungerjahr“ passte gut in die damalige Notzeit. Viele Theateraufführungen folgten, einmalig dürfte aber „Der Saudieb vom Unterland“ im Jahr 1981 gewesen sein. Eine absolute Krönung der Theatergeschichte, denn zum ersten und einzigen Mal, war ein echtes kleines Ferkel als Darsteller mit auf der Bühne. Das „schauspielernde Schweinerl“ kam aus Spielberg, es wurde bei jeder Vorstellung ausgetauscht, damit es durch den schauspielerischen Stress keine bleibenden Schäden davontragen würde.
Der heutige Vorsitzende der Spielberger Feuerwehr, Josef Schwab, hatte damals selbst eine Theaterrolle übernommen, schwang sich vor dem Auftritt in den Schweinestall, fing das ausgesuchte Schweinerl und brachte es behutsam nach Waldthurn ins altehrwürdige Lobkowitzschloss. Kleine aber doch einprägsame Zwischenfälle unterbrachen die insgesamt sechs Aufführungen. Bei einer Vorstellung befand sich das Schweinchen auf den Rücken eines Schauspielers in einem Kartoffelsack und „befeuchtete“ darin die Umgebung. So manche feste Hinterlassenschaft musste das Theaterservicepersonal von den Brettern, die die Welt bedeuten kurzerhand entfernen. Unvergessen, als ein „Sucherl“ von der Bühne gesprungen war und unter den Stühlen der großen Besucherschar unterwegs war.
Schwein und Fänger blieben unverletzt – für die Zuschauer war es eine echte Sauerei. Traditionell spielten alle Schauspieler ohne Gage, lediglich das kleine Schwein erhielt nach dem Spiel regelmäßig die Gage in Naturalien.
Ältere Menschen erinnern sich heute noch gerne an die TV -Spielshow „Spiel ohne Grenzen“. Damals mussten Mannschaften verschiedener Städte bei sportlichen Aktionsspielen im nationalen und internationalen Vergleich gegeneinander antreten. Die Katholische Landjugend nahm diese Idee auf und setzte sie um. Viele Gruppen aus der Region gingen ab Mitte der 70er Jahre an den Start. Oft fuhr man zu befreundeten Jugendgruppen, die sich viel Mühe gaben, ein solches Megaevent zu organisieren. Bei spannenden und abwechslungsreichen Spielen im Freien verbrachte man in Albersrieth, Michldorf, Oberlind, Waldau oder Waldthurn den Tag mit viel Spaß und mehr oder weniger großem Erfolg. Die erste Teilnahme an einem „Spiel ohne Grenzen“ der KLJB Waldthurn war 1975, oft waren bis zu zehn Mannschaften gemeldet. Bei den Spielen mussten die verschiedensten Aufgaben erfüllt werden. Beispielsweise hatten zwei Teilnehmer im Radreifen, einer vorwärts, der andere rückwärts, zu laufen und dabei einen Parcours zu bewältigen. Mit einem menschlichen Schubkarren hatte ein Team über die Wiese zu sausen. Dabei feuerten die vielen Zuschauer die Mannschaften frenetisch an. Einfacher aber auch anstrengend waren Huckepack-Rennen, und sogar ein Traktor wurde von den Teilnehmern im Wettbewerb, selbstverständlich unter Zeitdruck, durch die Gegend gezogen.